Eine Indie-Autorin zum Takedown von lul.to

Die Autorin Klara Bellis kenne ich seit einigen Jahren durch Facebook. Zur Zeit schreibt sie an dem letzten Band ihrer Fantasy-Trilogie, um die Elfe Trywwidt.
Wie viele Self Publisher, hat auch Klara Bellis den Takedown von lul.to mit Erleichterung zur Kenntnis genommen.
Sie ist jedoch noch einen Schritt weitergangen und ging an die Öffentlichkeit, um aus Autorensicht zu schildern, welche Auswirkungen eBook-Piraterie auf die betroffenen Autoren hat. Und betroffen ist jeder, ganz egal ob Bestseller-Autor oder nicht.
In diesem Gastbeitrag schildert sie, was ihr in den vergangenen Wochen durch den Kopf ging.

Gedanken zur Sperrung von lul.to

Vor einigen Wochen geschah so etwas wie ein kleines Wunder: Die Piratenplattform lul.to wurde gesperrt und ihre Betreiber festgenommen.
Schon vor meiner ersten Veröffentlichung als Indie-Autorin wusste ich, dass es so etwas wie eine Buchpiratenszene gab. Als ich jedoch irgendwann meine Bücher auf lul.to fand, bekam das Ganze für mich eine neue Qualität: ein echter Webshop, der sich E-Books und Hörbücher unter den Nagel riss und für wenige Cent zum Download feilbot.

foto @pixabay.com

Das Angebot war offensichtlich illegal. Darauf wiesen schon die Erläuterungstexte auf der Webseite und das fehlende Impressum hin. Das störte die Leser auf dieser Plattform nicht. Sie schienen gern bei Kriminellen einzukaufen. Dass die Autoren der digitalen Hehlerware keinen Cent für ihre monate- oder jahrelange Arbeit sahen, das juckte sie nicht. Das zeigen auch ältere Kommentarverläufe zwischen den lul.to-Betreibern und deren Kunden, auf die ich bei einer Internetrecherche stieß.
Seit Wochen verfolge ich eine nicht enden wollende Diskussion auf einem gut besuchten Blog, auf dem sich auch die Freunde der Internetpiraterie austauschen. In zahlreichen Kommentaren schwingt eine Art Hass auf Kreative mit, sobald sich diese erdreisten, Geld für ihre Werke einzufordern.
Ich vermute, dass die Wurzeln dafür tief in der Geschichte liegen. Vielleicht spukt in vielen Köpfen noch immer die romantische Vorstellung vom „armen Poeten“ herum, der ausschließlich für die Kunst lebt, nicht aber an deren Vermarktung interessiert sein darf. Vielleicht ist es auch der unterschwellige Neid, selbst nichts Kreatives zustande zu bringen und deshalb anderen Menschen diese Freiheit zu missgönnen, vor allem, wenn sie auch noch Geld dafür verlangen. Oder es ist schlichtweg der Geiz. Der erlaubt es zwar aus Statusgründen, den heißesten Scheiß an technischem Schnickschnack zum Lesen von E-Books zu kaufen. Wenn es ums Bezahlen des Lesestoffs geht, setzt jedoch die Geiz-ist-Geil-Mentalität ein, selbst wenn dadurch kriminelle Strukturen finanziert werden, die – wie die Ermittlungen im Fall lul.to vermuten lassen – tief ins Darknet zu Drogen- und Waffenhandel reichen. Das scheint einer bestimmten Lesergruppe immer noch lieber zu sein, als Autoren für ihre Arbeit zu bezahlen.
Trotz der hämischen Kommentare gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass durch die Berichterstattung zum Fall lul.to so manch einer, der sich E-Books oder andere digitale Werke aus dunklen Quellen herunterlädt, sein Verhalten überdenkt. Letztlich drohen den Downloadern neben Abmahnungen auch Urheberrechtsverfahren. Und das Risiko, sich aus dubiosen Quellen Schadsoftware auf die Lesegeräte oder den Rechner zu ziehen, schwingt ebenfalls immer mit.

© Klara Bellis

In diesem Zusammenhang ein kurzer Hinweis auf mein Interview mit Andreas Kaspar von Counterfights.

Wie gehabt: Anonyme Kommentare werden nicht veröffentlicht. 

Kommentare